Die DFG zeichnet die Mathematikerin der Uni Bonn für ihre herausragende Forschung aus Für ihre exzellente Forschungsleistung erhält Prof. Dr. Angkana Rüland den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, der mit 2,5 Millionen Euro dotiert ist. Das hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) heute bekanntgegeben. Die Mathematikerin am Exzellenzcluster Hausdorff Center for Mathematics der Universität Bonn wird für ihre herausragenden Arbeiten in der Mathematischen Analysis, vor allem zu Modellen für Mikrostrukturen bei Phasenübergängen in Festkörpern und Inversen Problemen mit nichtlokalen Operatoren ausgezeichnet.
„Komplett sprachlos“ – das war die Reaktion von Prof. Angkana Rüland auf den Anruf der DFG, sie werde den Leibniz-Preis erhalten. „Ich war gerade erst
durch die Tür in mein Büro gekommen, als das Telefon klingelte und die DFG dran war“, erzählt die Mathematikerin, die auch Mitglied im Transdisziplinären Forschungsbereich „Modelling“ der Uni Bonn ist. Mit dem Preisgeld möchte Angkana Rüland ihre Forschungsgruppe weiter aufbauen. „Das Forschungsumfeld hier in Bonn ist bereits herausragend. Der Leibniz-Preis wird dieses noch um ein Vielfaches verstärken.“
Angkana Rüland lässt sich in ihrer Forschung stark von Problemen inspirieren, die aus den Naturwissenschaften heraus entstehen. In ihrer Forschung zu Mikrostrukturen interessiert sie sich besonders für eine Klasse von Materialien. Dabei handelt es sich um Metalllegierungen, die ein Formgedächtnis haben: Zum Beispiel verwandelt sich eine stark verbogene Büroklammer aus einem solchen Material beim Erwärmen wie von selbst in ihren ursprünglichen Zustand zurück. Dahinter stecken spezielle Gitterstrukturen, die wie einzelne Bauklötze unterschiedlich kombiniert werden, und auf diese Weise das Materialverhalten beeinflussen.
Darüber hinaus befasst sich die Mathematikerin mit sogenannten “inversen Problemen”: Dabei geht es darum, Informationen aus indirekten Messungen zu
rekonstruieren, wie es etwa bei Röntgentomographien oder Ultraschalluntersuchungen geschieht. Aus diesen indirekten Informationen
lässt sich auf die Beschaffenheit des Körpers schließen, ohne Gewebeproben entnehmen zu müssen. Auch in der Natur treten solche Phänomene auf, etwa bei
der Ultraschall-Ortung von Fledermäusen, mit der die fliegenden Säugetiere navigieren.
Weg an die Universität Bonn
Angkana Rüland begann bereits während ihrer Schulzeit im Frühstudium „FFF -Fördern, Fordern, Forschen“ an der Universität Bonn Mathematik zu studieren.
Nach dem Abitur setzte sie dort ihr Studium fort. Im Jahr 2014 promovierte sie am Mathematischen Institut und erhielt für ihre Doktorarbeit den „Hausdorff-Gedächtnispreis“ für die beste Dissertation im Fach Mathematik in Bonn. Nach ihrer Promotion ging sie als Postdoktorandin an die Universität
Oxford und wurde 2017 Nachwuchsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften in Leipzig. Im Jahr 2020 erhielt Angkana Rüland einen Ruf an die Universität Heidelberg. Schließlich kehrte sie 2023 als Inhaberin eines Hausdorff Chairs nach Bonn zurück. Dabei handelt es sich um Professuren für herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Exzellenzcluster Hausdorff Center for Mathematics (HCM). Später in dem Jahr wurde sie mit dem mit 100.000 Euro dotierten New Horizons Prize ausgezeichnet, eine hochkarätige Auszeichnung der Breakthrough-Preis-Stiftung für Nachwuchsforschende.
Gratulation vom Rektor „Aufs herzlichste gratuliere ich Angkana Rüland im Namen derExzellenzuniversität Bonn zu einer der weltweit hochkarätigsten
wissenschaftlichen Auszeichnungen“, freut sich Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch. „Seit ihrer Schulzeit ist Angkana Rüland engstens verbunden
mit der Bonner Mathematik, die im internationalen Wettbewerb zur Spitze der Welt zählt. Nach ihrem Studium und ihrer Promotion in Bonn und Zwischenstationen in Oxford, Leipzig und Heidelberg, ist es uns 2023 gelungen, sie auf einen Hausdorff-Chair unseres Exzellenclusters HCM zu
berufen. Dort leistet sie wegweisende Beiträge im Grenzgebiet zwischen Mathematik, Physik und Ingenieurwissenschaften. Der Leibniz-Preis ist ein
weiterer herausragender Erfolg, vor allem jedoch eine außergewöhnliche Würdigung ihrer Spitzenforschung.“
20 Leibniz-Preise an der Universität Bonn
Prof. Rülands Auszeichnung ist bereits der neunte Leibniz-Preis für Mathematikerinnen und Mathematiker des Hausdorff Center for Mathematics;
erst 2023 wurde Prof. Catharina Stroppel mit dem Preis geehrt. Insgesamt zählt die Universität Bonn inzwischen 20 Leibniz-Preisträgerinnen und
-Preisträger in ihren Reihen, und verbucht damit deutschlandweit die zweitmeisten Prämierten seit Einrichtung des Preises im Jahr 1986.
Die DFG zeichnet in diesem Jahr neben Prof. Angkana Rüland drei weitere Wissenschaftlerinnen und sechs Wissenschaftler mit dem Leibniz-Preis aus.
Ziel des Programms ist es, die Möglichkeiten der Spitzenforschenden zu erweitern, sie von administrativem Aufwand zu entlasten und ihnen die Beschäftigung besonders qualifizierter jüngerer Forschenden zu erleichtern. Dotiert ist die Auszeichnung mit 2,5 Millionen Euro. Die Leibniz-Preise
werden am 19. März 2025 in Berlin verliehen.