Steigende Löhne treiben die Automatisierung voran
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Steigende Löhne treiben die Automatisierung voran


Führt steigender Lohndruck zu mehr Automatisierung? Die Wirtschaftstheorie sagt: Ja. Höhere Löhne treiben Innovationen in der Automatisierung voran, da Unternehmen nach kostensparenden Lösungen suchen, um teurere Arbeitskräfte zu ersetzen. Doch spiegelt sich diese Annahme auch in der Realität wider? Fördern Unternehmen tatsächlich gezielt Automatisierungstechnologien, um auf externen Druck wie steigende Löhne zu reagieren? Eine neue Studie von UZH-Wirtschaftswissenschaftlern liefert erstmals empirische Belege, die diese These untermauern.

Neue Methodik: Patentdaten und Lohnanalysen
Für ihre Studie kombinierten die Autoren zwei verschiedene Datensätze. Der erste bestand aus einer neu entwickelten Klassifikation europäischer Automatisierungspatente. Mit der Erfassung von entsprechenden Patenten konnte so die Innovationsaktivität der Unternehmen im Bereich der Automatisierung gemessen werden. Die Forschenden konzentrierten sich dabei auf Patente für Maschinen wie Werkzeugmaschinen, Textil- und Papiermaschinen.

Der Patentdatensatz wurde mit einem makroökonomischen Datensatz kombiniert, der 41 Länder umfasst und sich auf innovative, global tätige Unternehmen konzentriert. Damit konnten die UZH-Experten die Lohnniveaus berechnen und auf Unternehmensebene untersuchen, wie Lohnschwankungen Automatisierungsinnovationen vorantreiben. «Dieser neue Ansatz erlaubt es uns, die Auswirkungen der Arbeitskosten auf den technologischen Fortschritt zu isolieren und die Reaktionen der Unternehmen auf Lohnänderungen besser zu verstehen», erklärt Erstautor David Hémous, UZH-Professor für Ökonomik der Innovation und des Unternehmertums.

Erhöhung des Mindestlohns steigert Innovation
Die Autoren analysierten frühere Arbeitsmarktreformen und deren Einfluss auf Innovationstrends. Ihre Studie zeigt, dass steigende Arbeitskosten die Automatisierung vorantreiben. «Unsere Daten belegen, dass höhere Löhne für Geringqualifizierte die Unternehmen dazu anregen, verstärkt in Automatisierungstechnologien zu investieren, um dadurch ihre Produktionskosten zu senken», sagt David Hémous. Eine Erhöhung des Mindestlohns um 1 Prozent steigert die Innovation in diesem Bereich um zwei bis fünf Prozent. Steigende Löhne für Hochqualifizierte bremsen diesen Effekt, da die Installation und der Betrieb von Automatisierungstechnologien spezialisierte Fachkräfte erfordern. Höhere Lohnkosten verteuern die Automatisierung, mindern deren Anreiz und hemmen somit den Innovationsschub.

Arbeitsmarktpolitik als Innovationsmotor – oder Bremse?
Vergleichbare Effekte zeigen die von den Autoren untersuchten Hartz-Reformen in Deutschland. Den arbeitsmarktpolitischen Reformen, die zwischen 2003 und 2005 umgesetzt wurden, wird nachgesagt, dass sie das Arbeitsangebot erhöht und die Löhne gesenkt haben – insbesondere für geringqualifizierte Arbeitskräfte. Dies bestätigen die UZH-Forscher in ihrer Studie. «Wir haben festgestellt, dass die Reformen zu einem Rückgang der Automatisierungsinnovationen bei Unternehmen geführt haben, die dem deutschen Markt ausgesetzt waren», so Hémous. «Politische Schocks wie die Erhöhung des Mindestlohns und die Hartz-Reformen in Deutschland verdeutlichen, wie die Arbeitsmarktpolitik direkt die Anreize für Unternehmen beeinflusst, in Automatisierung zu investieren – oder auch nicht – und wie sie sich auf die langfristige wirtschaftliche Dynamik, zum Beispiel das Wirtschaftswachstum, auswirkt.»

Lohnschocks beeinflussen nicht alle Innovationen
Die Autoren fanden zudem heraus, dass Innovationen ausserhalb der Automatisierung, etwa Verbesserungen der Energieeffizienz, nicht auf Lohnschocks reagieren. Sie empfehlen daher, weiter zu untersuchen, ob und in welchem Ausmass steigende Löhne für Hochqualifizierte die Entwicklung neuer Automatisierungstechnologien wie Künstlicher Intelligenz beeinflussen.

Literatur
David Hémous, Morten Olsen, Carlo Zanella, Antoine Dechezleprêtre. Induced Automation Innovation
Evidence from Firm-level Patent Data. Journal of Political Economy. 2025. DOI: 10.1086/734778

Kontakt
Prof. David Hémous
Institut für Volkswirtschaftslehre
Universität Zürich
Tel. +41 44 634 61 18
E-Mail
David Hémous, Morten Olsen, Carlo Zanella, Antoine Dechezleprêtre. Induced Automation Innovation
Evidence from Firm-level Patent Data. Journal of Political Economy. 2025. DOI: 10.1086/734778
Regions: Europe, Switzerland, Germany
Keywords: Applied science, Artificial Intelligence, Technology, Society, Social Sciences

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